Der Zustand des Gebäudes war für ein Kunst- und Kulturzentrum zu diesem Zeitpunkt nicht brauchbar. Das alte Gemäuer brachte jedoch den Vorteil von hohen Räumen mit sich: Der größte Raum erreicht eine Höhe von vier Metern, durch die wiederum ein Theatersaal umsetzbar war. Als es an die Umbauarbeiten ging, erwies sich Volkmar Näglers Wissen und Erfahrung auf dem Gebiet der Baugewerke als besonders wertvoll, ebenso wie seine langjährige Erfahrung mit Musik, die ihn bereits sein Leben lang begleitet. So wusste er, worauf es bei einem Theater ankommt, und die Umsetzung des Objektes gelang genau nach Vorstellung. Besonders dankbar ist Volkmar Nägeler seiner Partnerin Sabine Bierfreund, die bei der Umsetzung diese Projektes eine große Unterstützung war.
Mit einem Turm veredelt
Der achteckige „Tower of Power“ ist der neuste und dominanteste Bauabschnitt des Ensembles. Schon am Anfang der Planung stand fest, dass der schlichte Zweckbau der Alten Schule durch einen Turm veredelt werden sollte. Die zusätzlichen Nutzflächen eignen sich ideal, um den noch benötigten Raumbedarf zu decken. Im Untergeschoss befindet sich nun das Foyer, im ersten Obergeschoss das Kulturbüro und im Dachgeschoss finden Künstler Suiten zum Wohlfühlen und Übernachten. In der Spitze des Turmes hängt an goldenen Ketten ein achteckiges goldenes, schwingendes Ruhebett.
Die Geschichte der Alten Schule in Stephanshausen geht zurück auf das Jahr 1905. Das Gebäude war Dorfschule und wurde bis zum Ende der 70er Jahre aktiv für Unterrichtszwecke genutzt. Nachdem die Alte Schule knapp 30 Jahre lang der Öffentlichkeit für gemeinnützige Zwecke zur Verfügung stand, konnte Volkmar Nägler nach langen Verhandlungen und unter Festschreibung seines Nutzungskonzeptes das Anwesen von der Stadt Geisenheim erwerben. Er bewahrt das Gebäude teilweise in seiner historischen Ansicht und auch in seinem ursprünglichen Zweck: der Vermittlung von Bildungsinhalten. Denn das ehemalige Schulgebäude wurde zu einem „Kunst- und Kulturbildungszentrum für Jugendliche und Erwachsene“ umfunktioniert. Die hierfür notwendigen Um- und Ausbauarbeiten wurden mit besonderen Details und einem Höchstmaß an Funktionalität und Originalität ausgeführt.
Vom Klassenzimmer zur Bühne
2011 haben die Arbeiten im ehemaligen Klassenzimmer ihren Abschluss gefunden. Von der Bühne zum Technikraum wurden dabei über ein Kilometer Kabel im Fußboden und über der Decke verlegt. Der Technikraum ist mit allen Finessen ausgestattet, die für ein Musiktheater erforderlich sind und der nun entstandene „kleine“ Saal bietet eine professionelle Bühne, die für Lichtzauber und Klangerlebnisse sorgt. Auf die Akustik wurde mit schallabsorbierenden Decken und Bauteilen, Schallschutzfenstern und gepolsterten Wandbespannungen in allen Räumen großer Wert gelegt. Künstler und Publikum können einen ausgewogenen Klang auf der Bühne und im Saal genießen.
Dorfschule wird Musiktheater
Die Alte Schule versteht sich heute als Plattform für alle Arten von Veranstaltungen, die der bildenden und unterhaltenden Kunst und Kultur dienen. Über allem steht, dass Unterhaltung bildet und Bildung unterhaltend sein kann. Das haben die seit 2011 moderierten Konzerte in den Sparten, Blues, Jazz, Klassik und auch Varietéshows unter Beweis gestellt. Das Publikum besucht dieses neue Musiktheater im Rheingau nicht nur wegen des Bühnengeschehens. Der in roten und goldenen Tönen gestaltete „kleine“ Konzertsaal strahlt eine besondere Clubatmosphäre aus. An runden Tischen und zum Kerzenlicht entstehen Treffpunkte, die für Künstler und Publikum eine wechselwirksame und exklusive Nähe bedeuten.
„Um die Zukunft der Alten Schule ist uns nicht bange, wir haben ein solides Fundament. Vor allem aber haben wir mit Elke Fischer, Waltraud Herborn, Sabine Bierfreund und meiner Wenigkeit ein Superteam, das hoch motiviert und kreativ auch zukünftig noch viele Ideen und Projekte umsetzen wird. Der gemeinsame Spaß an der Sache ist der Klebstoff unserer Teamkultur.“ (red)