Dotzheimer Museum öffnet wieder und zeigt ganz besondere Exponate

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Sensationeller Urkundenfund

Dotzheimer Ansichten von Gerhard Hofmann. Foto: Bernd Blaudow

Seit letztem Sonntag hat das Dotzheimer Museum wieder geöffnet. Coronabedingt hatte es lange geschlossen - umso erfreuter sind die Mitglieder des Heimat- und Verschönerungsvereins Dotzheim, der für das Museum in der Römergasse 13 zuständig ist, dass sich die Tore des kleinen Museums jetzt wieder für Besucher öffnen können. Natürlich unter Einhaltung aller aktuellen Hygiene- und Abstandsregeln, die das ständige Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes miteinschließt. Zutritt haben nur Personen, die vollständig geimpft oder genesen sind oder einen aktuellen Coronatest mit negativem Ergebnis vorweisen können. 

„Wir mussten unser Museum nach der Eröffnung der 85. Sonderausstellung am 25. Oktober 2020 gleich wieder schließen“, erzählt Vereinsvorsitzender Bernd Blaudow. Umso dankbarer sind die Mitglieder, dass der Pfälzer Künstler Gerhard Hofmann seine Exponate so lang zur Verfügung stellt. Für die Ausstellung hat Gerhard Hofmann eine Ansicht von Dotzheim gestaltet: Mit Bernd Blaudow war der Künstler in Dotzheim unterwegs und hat Eindrücke von Sehenswürdigkeiten und ortsteilprägenden Gebäuden eingefangen, die er in einer Collage zu den „Dotzheimer Ansichten“ zusammengefügt hat. Darauf sind unter anderem das Schloss Freudenberg, die markante Kirche „Mariä Heimsuchung“ im Kohlheck und das Alte Rathaus dargestellt.

In der Ausstellung sind neben den „Dotzheimer Ansichten“ verschiedene andere Werke von Gerhard Hofmann zu sehen. Seine Radierungen zeigen Porträts; zudem gibt es eine Reihe anderer Stadtansichten im Hofmann typischen Collagen-Stil, aber auch Impressionen aus der Pfalz. In Kontakt mit dem Dotzheimer Heimat- und Verschönerungsverein ist der Pfälzer Künstler übrigens auf ganz besondere Weise gekommen: Hofmann stieß im Nachlass seiner Großmutter zufällig auf eine alte Urkunde, die auf Verbindungen seiner Vorfahren nach Dotzheim hinwies. Er wandte sich mit seinem Zufallsfund an das Dotzheimer Heimatmuseum, wo man zwar von der Urkunde aus dem 17. Jahrhundert wusste, das Original aber noch nie gesehen hatte. In dem Dokument aus dem Jahr 1665 wird beurkundet, dass ein gewissen Johann Jakob Wintermeyer aus der Pfalz nach Dotzheim auswandern durfte - er ist ein Vorfahre Hofmanns und der Urahn der heute weit verzweigten Dotzheimer Wintermeyer-Familie (zu der übrigens auch Staatsminister Axel Wintermeyer gehört). Es ist ein Augenzwinkern der Geschichte, dass Gerhard Hofmann selbst wieder in der Pfalz lebt und dort die Urkunde gefunden hat. In dieser wird Johann Jakob Wintermeyer bescheinigt, dass er nicht nur „ehelich geboren“ sei - zu damaliger Zeit ein wichtiges Kriterium der gesellschaftlichen Anerkennung-, sondern sich durch Wohlverhalten einen guten Leumund gesichert habe und ihm deshalb gestattet wurde, aus der Pfalz nach Dotzheim „auszuwandern“. Ausgestellt wurde die Urkunde von Ernst Friedrich Lemle, dem Landvogt aus Dinkelshausen im heute bayerischen Fürstentum Pfalz-Neuburg.

Warum Wintermeyer nach Dotzheim ziehen wollte, ist allerdings nicht bekannt. Bernd Blaudow, der nicht nur Leiter des Heimatmuseums, sondern auch Stadtteilhistoriker ist, vermutet, dass Wintermeyer als Handwerker auf der Walz auch nach Dotzheim gekommen ist, sich dort verliebt hat und dann die Dotzheimerin nach Beendigung seiner Gesellenwanderung heiraten und offiziell nach Dotzheim zurückkehren wollte.

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Diese Urkunde von 1665 ist einmalig in Dotzheims Geschichte. Foto: Bernd Blaudow

Sicher jedenfalls ist, dass Wintermeyer, dessen Lebensdaten von 1635 - 1721 überliefert sind, die bereits verwitwete Anna Catharina Schaller aus Dotzheim heiratete und mit ihr sechs Kinder bekam. 30 Enkelkinder folgten. Heute leben rund 300 Nachkommen des Paares allein in Wiesbaden, kann Blaudow berichten, der über die Wintermeyer-Familiengeschichte geforscht hat. „Das Besondere ist, dass alles Namensträger nachweislich von diesem Stammvater abstammen“, sagt er. Den Urkundenfund bezeichnet er sogar als sensationell: „Nur wenige Familien können ein solches Schriftstück vorweisen.“ Die Urkunde, ein für die Geschichte Dotzheims einmaliges Dokument, ist jetzt in der Sonderausstellung erstmalig im Heimatmuseum zu sehen.

Stolz ist Bernd Blaudow auch darauf, dass das Dotzheimer Heimatmuseum jetzt als erstes der Wiesbadener Heimatmuseen einen Audioguide anbietet, der die Sonderausstellungen allerdings nicht miteinschließt. Der Audioguide wird bequem - und coronaconform hygienisch - mit dem eigenen Smartphone gescannt und macht dann die 20 Stationen der Dauerausstellung zur Dotzheimer Ortsgeschichte auch akustisch lebendig. Finanziert wurde das Projekt über Vereinsmittel und Gelder des Ortsbeirats und des Kulturamts. Unter https://www.museum.de/museen/dotzheimermuseum findet man ebenso den Audioguide und kann praktisch vom heimischen Sessel aus einen interessanten Rundgang durch das Museum machen.

Das Dotzheimer Heimatmuseum (Römergasse 13) ist sonntags von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen. (eva)

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