Nachwuchs in den Startlöchern
Aktuell zählt die Wache in der Kernstadt 47 aktive Feuerwehrmänner und sieben Feuerwehrfrauen, die jederzeit in Bereitschaft sind, zu einem Einsatz zu fahren. Einige Familien sind sogar seit mehreren Generationen vertreten, viele der Feuerwehrleute seit zahlreichen Jahren dabei. Der Nachwuchs steht bereits in den Startlöchern: Die Jugendfeuerwehr zählt momentan 15 Jugendliche zwischen zwölf und 17 Jahren. „Wir haben das Glück, sehr gut aufgestellt zu sein – das ist keine Selbstverständlichkeit“, sagt Kühchen, der selbst in diesem Jahr ein kleines Jubiläum feiert: Seit 15 Jahren ist er mittlerweile bei der Feuerwehr aktiv. „Zudem arbeiten wir eng mit den Wehren in Johannisberg und Stephanshausen zusammen, bei allen großen Einsätzen schließen wir uns zusammen, um die maximale Manpower und Expertise zu haben.“ Denn was die Ausrüstung angehe, habe jeder Ort seinen eigenen Fachbereich, um die Mittel so effizient wie möglich zu nutzen. Um für die ständig wechselnden und wachsenden Herausforderungen gewappnet zu sein, brauche es neben regelmäßigen Fortbildungen immer wieder Neuanschaffungen.
Die Feuerwehr Johannisberg besitzt beispielsweise seit einigen Monaten eine Drohne. Diese kann zum Aufspüren von Glutnestern oder bei der Suche von Vermissten zum Einsatz kommen. Das Vorzeigestück der Wache in der Kernstadt ist das große Feuerwehrfahrzeug, das 2018 neu angeschafft wurde und weit mehr zu bieten hat als Leiter und Wasserschlauch. „Die Technik wird immer umfangreicher, wir haben mittlerweile ein enormes Equipment mit an Bord“, erklärt Kühchen. Dafür gebe es viele Gründe: „Die Schutzkleidung entwickelt sich weiter, die Autos werden immer massiver und können deshalb nicht mehr so leicht geborgen werden; in den Häusern hat eben früher der Massivholzschrank gebrannt, heute bestehen viele Möbel zu einem Großteil aus Plastik.“
Zeitlicher und psychischer Einsatz
Zu rund 100 Einsätze rückt die Geisenheimer Feuerwehr im Jahr aus – Das ist mit einem enormen Zeitaufwand der Ehrenamtlichen, aber mitunter auch psychisch belastenden Situationen verbunden. „In einem relativ kleinen Ort wie Geisenheim brennt es zwangsläufig mal bei jemandem, den man gut kennt“, berichtet Kühchen. Auch die Konfrontation mit Unfallopfern und Todesfällen sei nicht vermeidbar bei der Arbeit. „Das vergisst man definitiv nicht so schnell“, so der Wehrführer. Doch auch hier setze man auf den Teamgeist untereinander. „Wir sprechen nach jedem Einsatz miteinander, um gerade schwerere Einsätze in der Gemeinschaft aufzuarbeiten und niemanden damit alleine zu lassen.“
Nach 150 Jahren zeichne sich die Feuerwehr nämlich vor allem durch zwei Dinge aus: „Wir haben einerseits einen riesigen Zusammenhalt untereinander, die Feuerwehr ist wie eine Familie“, nennt Kühchen den ersten Grund, den ihn jeden Tag zu seinem Engagement antreibt. Das zweite sei im Grunde ganz einfach, aber umso wichtiger: „Wir wollen Menschen helfen!“ (mh)
„SEIT 700 JAHREN MITTEN UNTER UNS“
Lieblingsplatz in Geisenheim
„Am liebsten bin ich in Geisenheim an der Linde. Ich finde es unglaublich faszinierend, dass ein solcher lebendender Organismus mitten unter uns seit 700 Jahren überlebt und in dieser Zeit so viel Veränderung miterlebt und überstanden hat.“
Rieke Hansen, Professorin an der Hochschule Geisenheim