Mit dem Projekt „Grünes Geisenheim“ von Studierenden der Hochschule werden auch die Bürger involviert

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Grüner, nachhaltiger, lebenswerter

Eine Visualisierung des Bischof-Blum-Platz mit Begrünung und Wasserspiel. Fotos: Scholtissek Landschaftsarchitekten

Studierende der Hochschule entwerfen Visionen für das Geisenheim der Zukunft.Angefangen hat alles mit Eduard von Lade. Bereits in den 1870er Jahren begann der Pflanzenzüchter, die Parkanlage der Villa Monrepos umfassend zu gestalten. In der weitläufigen Garten- und Parkanlage zog er sogar internationale Fachleute heran, um gemeinsam die Gestaltung zu planen. Zum Unterhalt ließ er zeitweise sieben Gärtner, weitere Gehilfen, Lehrlinge und acht Tagelöhner beschäftigen.  

150 Jahre sind seitdem vergangen und in der Villa Monrepos wird noch immer geplant und entwickelt – zum Beispiel von Rieke Hansen. Die Professorin für Freiraumplanung und ökologische Stadtentwicklung hat ihr Büro in dem historischen Gebäude und beschäftigt sich tagtäglich damit, wie man nicht nur die Garten- und Parkanlage, sondern ganz Geisenheim gestalten kann. Unterstützung bekommt sie dabei von den Studierenden der Hochschule Geisenheim im Studiengang Landschaftsarchitektur. Wichtiger denn je sind dabei die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit.

Zukunftsorientiert denken

„Wie sieht der Tagesablauf eines Geisenheimers oder einer Geisenheimerin im Jahr 2050 aus?“ lautete zum Beispiel eine der Fragen, die sie sich stellten, erklärt Hansen. Mehr Grün, Kinderspielplätze, Wasserspiele und Mobilitätshubs, an denen zwischen ÖPNV, Leihfahrrädern und Carsharing gewechselt werden kann, seien Ideen der Studierenden gewesen. „Auch wenn die Vorschläge zum Teil utopisch sind, geht es darum, Vorstellungen einer nachhaltigen Zukunft zu entwickeln und dann für das Hier und Jetzt Handlungsoptionen herzuleiten.“
 

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Eine Visualisierung von „Grünes Geisenheim“.

Wie schon Eduard von Lade holt man sich dabei auch heute noch Unterstützung von außen. In Zusammenarbeit mit der Stadt wurde das Projekt „Grünes Geisenheim“ ins Leben gerufen. In Workshops, gemeinsamen Projekten oder auch Wettbewerben werden dabei die Geisenheimer selbst dazu motiviert, ihre Ideen einzubringen. Pläne gibt es beispielweise schon für neue Grünflächen auf dem Bischof-Blum-Platz oder auch dem Park am Blaubach. „Man muss die Menschen mitnehmen, denn letztlich kann und muss jeder einen Teil beitragen“, findet Hansen. So zum Beispiel auch beim Thema Bepflanzung und Bewässerung. „Es gibt viele Pflanzen, die man ohne großen Aufwand pflegen kann, sodass es eben nicht der Steingarten sein muss.“ Und doch gelte eben nicht grundsätzlich: Je mehr grün, desto besser. „Wassermangel und Dürre werden auch in Geisenheim in Zukunft ein immer größeres Thema sein, sodass wir wassersensible Konzepte brauchen. Wir müssen auch unbedingt den Baumbestand erhalten.“ Möglichkeiten, um Regenwasser zu sammeln, Brauchwasser zu nutzen, robuste Pflanzungen sowie Bäume in Tiefbeeten seien hier zentral.

Zusammenarbeit mit allen

Damit es nicht nur bei den Visionen bleibt, soll das Projekt „Grünes Geisenheim“ ebenfalls helfen. „Tendenziell sind die Wege von der Idee bis zur Umsetzung sehr lang und mit viel Bürokratie verbunden“, erklärt Hansen. Das sorgt für zeitliche Verzögerungen. „In Neubaugebieten bauen wir heute Parks und Freiflächen, die geplant wurden, als Klimaanpassung noch kein großes Thema war.“ Ein Problem seien auch die bestehenden Vorschriften. „Dazu gehören Stellplatzsatzungen, die vorschreiben, wie viele Parkplätze pro Wohneinheit gebaut werden müssen. Dabei müssten wir die Flächen anders nutzen und jetzt die Weichen stellen für ein gutes Leben in der Stadt, in der einzelne Personen nicht zwangsläufig auf ein eigenes Auto angewiesen sind.“ Anstelle der teuren Tiefgarage, auf der dann nur kleinere Gehölze wachsen können, bräuchte man zur Klimaanpassung zum Beispiel Platz für schattenspendende Großbäume. Auch deshalb sei die Zusammenarbeit mit allen Geisenheimer: innen für ein zukunftsfähiges und grünes Geisenheim unablässig. „Nur wenn wir gemeinsam Ideen einer wünschenswerten Zukunft entwickeln und funktionierende Alternativen anbieten, werden wir am Ende auch alle mitnehmen.“ (mh)

„WUNDERBARER BLICK AUF ALT-GEISENHEIM“

Lieblingsplatz in Geisenheim

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Foto: Oliver Mathias

„Mein Lieblingsplatz in Geisenheim ist das sogenannte ‚Scherer-Eck‘. Dort, wo sich Winkeler Straße und der Römerberg treffen, hat man einen tollen Blick in die Geisenheimer Geschichte. Links eines der vielen Häuser des Geisenheimer Architekten Georg Hartmann mit massivem Bruchsteinsockel, Fachwerk und steilem Schieferdach. Besonders schön ergänzt durch den runden Treppenturm. Rechts die historischen Fachwerkhäuser und ‚die‘ Blaubach. In Verbindung mit dem Kopfsteinpflaster ergibt sich hier ein wunderbarer Blick in den Charakter von ‚Alt-Geisenheim‘.“

Oliver Mathias, Stadtarchivar

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