So kommt man gut durch den Sommer: Experten der HSK geben Tipps

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Lieber lauwarm als eiskalt

Viel trinken ist wichtig bei großer Hitze. Foto: Karl-Josef Hildenbrand

Temperaturen über 30 Grad sind keine Seltenheit in Wiesbaden. Während die einen die Sommersonne in vollen Zügen genießen, schwitzen die anderen schon beim bloßen Gedanken an das steigende Thermometer. Doch ganz gleich ob Sonnenanbeter oder Sommermuffel: Extreme Hitze ist in jedem Fall belastend für den Organismus, denn Herz und Kreislauf müssen zusätzliche Arbeit leisten, um den Körper vor Überhitzung zu schützen. Experten der Helios HSK in Dotzheim geben praktische Tipps, um einen Tropentag gut zu überstehen.         

Bei großer Hitze verliert der Körper viel Flüssigkeit. Zweieinhalb bis drei Liter sollten gesunde Menschen daher über den Tag verteilt trinken – am besten nicht nur zu den Mahlzeiten, sondern auch zwischendurch. Wasser ist das ideale Getränk. Wer mehr Geschmack möchte, kann auch auf ungesüßte Tees oder Wasser mit Zitronen- oder Limettenscheiben zurückgreifen. Eisgekühlte Limonaden mit hohem Zuckergehalt oder alkoholische Getränke sind ungeeignet. „Eiskalte Getränke muss der Organismus erwärmen, dadurch produziert der Körper zusätzlich Wärme, und wir schwitzen noch mehr. Besser also auf lauwarme Getränke zugreifen, auch wenn es paradox erscheint“, erklärt Prof. Dr. Dr. Markus Ferrari, Chefarzt der Klinik für Kardiologie und konservative Intensivmedizin der Helios HSK. Besondere Vorsicht sei allerdings für Menschen mit Herzschwäche oder Nierenleiden geboten, so Prof. Ferrari. Denn für sie könnten große Flüssigkeitsmengen schnell kritisch werden. In diesen Fällen sollten die Betroffenen mit ihrem Hausarzt besprechen, welche Flüssigkeitsmengen für sie unbedenklich sind. Grundsätzlich sollten diese Menschen auf eine gleichmäßig über den Tag verteilte Flüssigkeitsaufnahme achten. „Auch über Lebensmittel kann an heißen Tagen zusätzliche Flüssigkeit aufgenommen werden. Leichte Kost wie Salat, Obst und rohes Gemüse spenden nicht nur wichtige Vitamine, sondern sorgen für zusätzliche Flüssigkeitszufuhr und liegen dabei nicht schwer im Magen“, rät der Experte.

Viele Menschen haben bei heißen Temperaturen Probleme mit dem Kreislauf. „Das liegt vor allem daran, dass der menschliche Körper bei Hitze versucht, überschüssige Wärme abzugeben, um die eigene Körpertemperatur bei 36 bis 37 Grad zu halten“, erklärt Prof. Ferrari. „Um die Temperatur zu regulieren und Wärme nach außen abzugeben, schwitzen wir nicht nur, sondern die Blutgefäße in den äußeren Körperbereichen weiten sich, um einen Wärmeaustausch mit der Umgebung anzukurbeln. Dies führt jedoch gleichzeitig dazu, dass der Blutdruck fällt und die Organe unter ungünstigen Umständen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden können. Die Folgen: Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit, schwere Beine und Schweißausbrüche bis hin zu einem Hitzekollaps mit Ohnmacht. In diesem Fall muss unbedingt ein Notarzt gerufen werden.“ Kühlung von außen hilft, den Kreislauf wieder in Schwung zu bringen. Betroffene suchen sich am besten ein schattiges Plätzchen, legen ein feuchtes Tuch in den Nacken und legen die Beine hoch, um das Blut wieder in Richtung Gehirn zu schicken. Die durch das Schwitzen verlorenen Elektrolyte kann man durch Elektrolytgetränke oder salzhaltige Lebensmittel wieder ausgleichen. „Um Kreislaufproblemen an heißen Tagen vorzubeugen, sollten Sie einerseits natürlich ausreichend trinken und außerdem auf starke körperliche Anstrengung verzichten“, empfiehlt Prof. Ferrari. Denn gerade bei heißen Temperaturen belasten Sport und körperliche Arbeit den Kreislauf zusätzlich. Menschen mit hohem Blutdruck und entsprechenden Medikamenten rät er zur regelmäßigen Selbstmessung des Blutdrucks, da er an besonders heißen Tagen niedriger als normal sein kann. Bei einigen Menschen kann im Sommer die Dosierung und die Anzahl der blutdrucksenkenden Medikamente reduziert werden, was jedoch immer vorher mit dem behandelnden Arzt abzusprechen ist.

Lieber lauwarm als eiskalt-2
Wenn das Thermometer in die Höhe klettert, muss einiges beachtet werden. Foto: Jenny Sturm - stock.adobe

Sportlerinnen und Sportlern rät Prof. Ferrari, das Trainingspensum an heißen Tagen zu reduzieren. „Wollen Sie dennoch nicht auf die tägliche Joggingrunde verzichten, sind Sie gut beraten, in den frühen Morgenstunden zwischen 6 und 9 Uhr zu trainieren. Die Luft ist dann noch kühl, die Sonneneinstrahlung nicht zu stark. Bei hohen Temperaturen ist die körperliche Leistungsfähigkeit herabgesetzt.“ Ab 19 Uhr hat die Sonne wieder einen niedrigen Stand und die Luft kühlt ab. Beides erleichtert das Training und minimiert Risiken wie Sonnenbrand und Hitzeschlag. Auf Sonnenschutz sollten Sportler jedoch auch bei indirekter Sonneneinstrahlung nicht verzichten. „Fetthaltige Sonnencremes sind während des Sports jedoch eher ungeeignet, denn sie können die Poren verstopfen und dadurch das Schwitzen erschweren. Besser sind leichte Lotionen oder lange, leichte Kleidung aus Funktionsfasern. Diese leitet den Schweiß von der Haut schnell nach außen ab und kann im Idealfall sogar noch etwas kühlen“, so der Mediziner.

Für Babys und Kleinkinder im ersten Lebensjahr ist direkte Sonneneinstrahlung tabu. Denn bei ihnen ist die Regelung der Körpertemperatur über das Schwitzen noch nicht so möglich wie bei älteren Kindern oder Erwachsenen. Am besten können Eltern empfindliche Babyhaut durch lange Kleidung schützen. Allerdings irritiert diese Empfehlung oft erstmal - lange Kleidung bei über 30 Grad? Führt dies nicht zu einem Hitzestau? „Nein“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Doris Fischer, Chefärztin der Klinik für Kinder und Jugendliche an den Helios HSK. „Wichtig ist, bei Hitze auf luftige und nicht eng anliegende Kleidung aus Naturmaterialien zu setzen. Außerdem Söckchen und Mützchen mit Nackenschutz nicht vergessen! Freiliegende Hautflächen sollten mit Sonnencreme speziell für Babys eingecremt werden, besonders Gesicht, Hals, Nacken und Handflächen.“ Damit alle gut durch den Sommer kommen und ihn aus vollen Zügen genießen können. (red/eva) 
           

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