2022 ist das Jahr der Jubiläen in Geisenheim – ein Überblick

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Die Zukunft gemeinsam wachsen lassen

Der Domplatz vor dem „Rheingauer Dom“ . Hier findet immer freitagmorgens der Wochenmarkt statt. Foto: Marie Huhn

Eigentlich sind es nur drei kleine Kerne. Getrocknet und mit etwas Erde in einer Box. Gedacht sind sie aber als Symbol: „Eigentlich hatten wir die Idee, zum Stadtjubiläum einen Baum zu pflanzen“, erklärt Pfarrer Marcus Fischer beim ökumenischen Gottesdienst anlässlich der großen Jubiläen in Geisenheim von Stadt, Feuerwehr, Hochschule und der Evangelischen Kirche. „Doch dann kam uns eine noch gemeinschaftlichere Idee: Wie wäre es, wenn jede Geisenheimerin und jeder Geisenheimer die Stadt etwas grüner machen könnte?“ Und so sind die Sonnenblumenkerne, die nach dem Gottesdienst an alle Besucher verteilt werden, ein Zeichen für das, was man vor Ort erreichen möchte: Die Zukunft gemeinsam wachsen zu lassen.Dabei ist in Geisenheim aktuell eher die Zeit, zurückzublicken. Stolze 1250 Jahre wird die Stadt in diesem Jahr alt – mindestens. Denn auch wenn Geisenheim im Jahre 772 erstmals urkundlich erwähnt wurde, geht man davon aus, dass die Gemeinde sogar schon um 500 von Franken gegründet wurde. Die erste Besiedlung entstand damals – noch unter dem Namen Gisenheim – genau dort, wo heute die Linde, das Wahrzeichen von Geisenheim, steht. Der Lindenbaum selbst wurde allerdings „erst“ vor etwa 700 Jahren gepflanzt, vorher wurde der Platz im Mittelalter beispielsweise als Versammlungsplatz verwendet, auf dem Rat und Gericht gehalten wurde, aber auch der Markt verortet war. 

Den Wochenmarkt gibt es in Geisenheim übrigens noch immer, allerdings findet dieser nun wöchentlich am Freitagmorgen auf dem Domplatz statt. Mit „Rheingauer Dom“ ist in Geisenheim die katholische Pfarrkirche „Heilig Kreuz“ gemeint. Bischofssitz war Geisenheim allerdings nie. Die erstmals im Jahr 1146 erwähnte Kirche erhielt ihren Namen aufgrund der beiden imposanten Türme, aber auch, weil der Limburger Bischof Peter Josef Blum in der Gemeinde geboren und bis zu seinem Tod 1884 eng mit seiner Heimatstadt verbunden war.

Im Süden der Rhein als Handelsstraße, in der Kernstadt seit dem 19. Jahrhundert die Industriebetriebe, in denen zum Beispiel Druckmaschinen gebaut, Sekt hergestellt und Kaolinerde abgebaut wurde, im Norden die Weinberge – in der Stadt wurde schon immer viel geschafft. Gerade dem Weinbau verdankt Geisenheim, neben den vielen Weingütern, auch zahlreiche prachtvolle Bauten. Einige adlige Familien wurden durch den Weinbau so reich, dass sie sich ihre Sommerschlösser in Geisenheim bauen konnten, so zum Beispiel das Schloss Schönborn , das Schloss Kosakenberg und das Palais Zwierlein, die alle im 15. und 16. Jahrhundert entstanden.

Und auch die Bildung hat eine lange Tradition in Geisenheim. Seit dem 19. Jahrhundert finden sich hier eine Vielzahl an Schultypen, unter anderem die im Jahre 1872 nach einer Idee von Eduard von Lade, dem ersten Ehrenbürger Geisenheims, gegründete Preußische Lehranstalt für Obst- und Weinbau, die mittlerweile zur Hochschule umgewandelt wurde. Auch hier beschäftigt man sich seit 150 Jahren damit, und so schließt sich der Kreis, wie die Zukunft in Geisenheim aussehen kann, sei es im Weinbau, in der Landschaftsarchitektur oder dem Obstanbau. Die Idee auch hier: Am besten klappt es, wenn alle mithelfen. (mh)

TERMINE ZUM STADTJUBILÄUM

• 2. September, 15 Uhr:
„Jubi Tour“ – Stadtführung, circa 2,5 Stunden, Anmeldung und Tickets bei der Stadt- und Tourist Information Geisenheim

• 2. bis 4. September,
Historisches Stadtspektakel, Domplatz

• 8. September, 18.30 Uhr,
Joachim Mathias und Fritz Werner, Eine Geisenheimer Formen- und Familiengeschichte – Vortrag im Kulturtreff „Die Scheune“

• 11. September, 10 Uhr:
Denkmal persönlich – Geisenheims Geschichte im Spiegel seiner Persönlichkeiten – Stadtführung mit Stadtarchivar Oliver Mathias

• 15. September, 15-16 Uhr:
Vorlesewanderung durch 1250 Jahre Geisenheim mit Vorlesepatin Silvia Möller, für Kinder von sieben bis zehn Jahre, Anmeldung über die Stadtbücherei Geisenheim

• 25. September, 10 Uhr:
Festgottesdienst zu 125 Jahre Evangelische Kirche Geisenheim, verschiedene weitere Veranstaltungen vom 17. September bis 3. Oktober (Infos unter www.evangelische-kirche-geisenheim.de)

• September
(genauer Termin noch nicht bekannt): „Die entsorgte Vergangenheit“ – Vortrag zur Geschichte Stephanshausens, Treffpunkt im Dorfgemeinschaftshaus Stephanshausen

• 9. Oktober, 14 Uhr:
Rund um Marienthal – Eine historische Wanderung, Treffpunkt Kloster Marienthal, Dauer circa 2,5 Stunden, keine Anmeldung erforderlich

„DIE HOLZBANK LÄDT ZUR RAST EIN“

Lieblingsplatz in Geisenheim

Die Zukunft gemeinsam wachsen lassen-2
Foto: Marie Huhn

„Mein Lieblingsplatz ist ‚Guidos Ruhe‘ und befindet sich bei uns in Marienthal auf dem Klostergelände. Während des Kulturkampfs hat Pater Guido 13 Jahre lang ganz allein als einziger die Zeit dort überbrückt. Die Holzbank in Erinnerung an ihn lädt noch heute zur Rast ein.“

Pater Paul, Franziskaner im Kloster Marienthal

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