Nicht mehr verstaubt: So läuft die Ausbildung in der Verwaltung

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Von wegen ruhige Kugel

An- und Abmeldungen oder Anträge auf Sondergenehmigungen: Die Ausbildung in der Verwaltung ist sehr vielseitig. Foto: Florian Schuh / mag

Ob es um An- und Abmeldungen von Hunden oder Anträge auf Sondergenehmigungen geht: Eintönig sei die Arbeit in der Verwaltung nicht, erzählt Maria Kaminski. Im Gegenteil – ihre Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten bei der Stadt Fürstenwalde/Spree in Brandenburg fand sie sehr vielseitig. Sie konnte in verschiedene Bereiche schnuppern: Im Familien- und Bildungsbereich durfte sie das jährliche Kinderfest mitorganisieren. Im Personalwesen hat sie gelernt, Stellenausschreibungen zu gestalten und Bewerbungsgespräche vorzubereiten. Gut habe ihr auch die Arbeit beim Ordnungsamt gefallen.Angehende Verwaltungsfachangestellte sollten sich für Politik interessieren, erklärt Maria Kaminski. Denn in Kommunalverwaltungen bereiten sie Sitzungen von Gemeinderäten oder Stadtverordnetenversammlungen vor und erarbeiten Entscheidungen der Verwaltung. Den Aspekt der Rechtsanwendung finde sie sehr interessant, sagt die Verwaltungsangestellte. „Ich muss gucken, welche Gesetze ich in welchen Fällen anwende, und warum. Das ist manchmal trocken, aber es macht Spaß.“ 

Neben der Kommunalverwaltung stehen für die Ausbildung die Fachrichtungen Landes- oder Bundesverwaltung zur Wahl. Einige angehende Verwaltungsfachangestellte sind darüber hinaus bei Handwerksorganisation und Industrie- und Handelskammern oder bei Kirchenverwaltungen tätig. Gerade auf der kommunalen Ebene stehe ihnen eine enorme Bandbreite an Betätigungsfeldern offen, sagt Martin Elsner vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB).

Wer den Beruf erlernen will, sollte ihm zufolge soziale Kompetenzen und Verantwortungsgefühl mitbringen. Auch sorgfältiges Arbeiten sei wichtig. Teamfähigkeit, Spaß am Umgang mit Menschen und Weltoffenheit hält Maria Kaminski für wichtig: „Denn man arbeitet mit sehr vielen unterschiedlichen Menschen zusammen.“

Diversity-Kompetenz sowie Dienstleistungs- und Kundenorientierung sind deshalb zentrale Bestandteile der Ausbildung, erklärt Gesine Wilke, Vorsitzende des Bundesverbands der deutschen Verwaltungsschulen und Studieninstitute (BVSI). Wichtig sei auch der Umgang mit Sprache, erklärt Wilke, die zudem das Sächsische Kommunale Studieninstitut Dresden leitet. Denn Verwaltungsfachangestellte sollten Bescheide und fachliche Auskünfte allgemeinverständlich formulieren können. „Dieses berühmte Verwaltungsdeutsch wollen wir nicht.“ Das Dresdner Institut versuche den Azubis zu vermitteln, dass der Dienst an der Öffentlichkeit im Mittelpunkt stehe. „Die Idee, dass man bei Verwaltungen eine ruhige Kugel schieben kann, hat kaum mehr einer.“

Stattdessen kämen viele motivierte junge Menschen, die sich in einer bestimmten Fachrichtung engagieren wollen – beispielsweise im Umwelt- oder Sozialamt. Momentan werde eine Aktualisierung der 20 Jahre alten Ausbildungsordnung diskutiert, erklärt Martin Elsner. Ein Grund dafür sei die fortschreitende Digitalisierung. „In manchen Rathäusern wird es bald kein Blatt Papier mehr geben“, bestätigt Wilke. Darauf müssten die Auszubildenden vorbereitet werden, genauso wie auf die zunehmende Bedeutung der Beteiligungsdemokratie. Was Bürgerinnen und Bürger wollen und wie man sie in Entscheidungsprozesse einbezieht, seien zentrale Fragen für Verwaltungen. Wilke zufolge suchen vor allem kleinere Standorte händeringend Nachwuchs. mag

Ausbildung auch ohne Beamtenlaufbahn

Beamtenanwärter müssen für den ein- bis zweijährigen Vorbereitungsdienst, wie sich die Ausbildung offiziell nennt, einige Voraussetzungen erfüllen. Für eine Ausbildung im mittleren Dienst wird ein mittlerer Bildungsabschluss verlangt, für den gehobenen Dienst müssen Jugendliche die (Fach-)Hochschulreife mitbringen. Für den höheren Dienst ist dann ein abgeschlossenes Studium nötig. In der Regel werden gute Schulnoten erwartet.

Bewerberinnen und Bewerber sollten dem Portal „Planet-Beruf“ der Bundesagentur für Arbeit zufolge außerdem aus einem EU-Mitgliedsland stammen. Für bestimmte Laufbahnen braucht es auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Das Bewerbungsverfahren nimmt einige Zeit in Anspruch: Erst kommt die schriftliche Bewerbung, dann Auswahltests und ein Vorstellungsgespräch. Die Bundesagentur für Arbeit rät, sich bereits ein bis eineinhalb Jahre vor dem gewünschten Ausbildungsbeginn beider jeweiligen Behörde zu bewerben.

Aber auch wenn es mit der Bewerbung als Anwärter oder Anwärterin für eine Beamtenlaufbahn zunächst nicht klappt, können Jugendliche eine Ausbildung im öffentlichen Dienst machen: Denn es gibt alternative Wege in den öffentlichen Dienst. Darauf weist das Portal „Planet-Beruf“ hin. Städte, Kommunen, Länder oder der Bund bieten zum Beispiel unterschiedliche duale Ausbildungen an, etwa zur Verwaltungskauffrau. mag

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