ANZEIGE

Weil Denkmäler mehr als Statuen sind

Ein Wiesbadener Denkmal ist nach der Definition von Elke Stillger auch das Kurhaus, wo traditionell die Meisterfeier der Handwerkskammer Wiesbaden ausgerichtet wird. Foto: Hermann Heibel

(hwk) Der Architekt Dr. Heinz Stillger rief 1995 die gemeinnützige Heinz-Stillger-Stiftung mit Sitz in Wiesbaden ins Leben , die die Denkmalpflege und Erhaltung historischer Bauten fördert und unterstützt. Durch Stipendien ermöglicht sie Handwerksmeistern und - gesellen die Weiterbildung zum „Restaurator im Handwerk“. Wieso es wichtig ist, den Erhalt von Kulturdenkmälern zu fördern , berichtet die Stiftungsvorsitzende Elke Stillger im Interview. Woher kommt die Wertschätzung der Stiftung für das Handwerk? Mein Onkel, Heinz Stillger, würdigte stets in seiner Architekturpraxis, dass ein gelungenes Bauwerk nur in enger Zusammenarbeit zwischen dem Architekten sowie gut ausgebildeten Handwerkern entstehen kann.Was ist für Sie ein Denkmal?Nach meiner Auffassung kann alles als Denkmal bezeichnet werden, was gedenkwürdig im Sinne der Widerspiegelung von Zeitgeist ist. Bei einem Denkmal geht es nicht nur um das Alter oder die Schönheit, sondern es geht vielmehr um den dokumentarischen und historischen Wert eines Objektes. Beispielsweise sind neben Bauwerken auch Autos, modische Stilrichtungen, Literatur oder Kunst einer Zeit als Denkmal zu verstehen. Man kann ein Denkmal daher am besten als Zeitzeuge der kulturellen Entwicklung der Menschheit beschreiben.Warum ist für Sie der Erhalt von Denkmälern von großer Bedeutung?Genau das ist meiner Meinung nach der Sinn von Geschichte. Wir sollten Geschehnisse der Vergangenheit kritisch betrachten: Gutes zum Vorbild nehmen und Negatives als Anlass zur Weiterentwicklung.  

Weil Denkmäler mehr als Statuen sind

Das Stipendium der Heinz-Stillger-Stiftung richtet sich an Könner im Handwerk

„Das Stipendium ist auf eine sehr spezielle Nische ausgerichtet, in welcher das Handwerk eine besondere Zuwendung erhält.“

Elke Stillger

Was ist aus Ihrer Sicht wichtig für die Zukunft der Denkmalpflege?

Ausschlaggebend ist, dass genügend Restauratoren nachhaltig geschult werden, damit es auch zukünftig noch fähige Leute gibt, die Objekte unter den Aspekten des Denkmalschutzes restaurieren können. Meiner Meinung nach sollte nur das original Erhaltene konserviert werden. Auch die Zerstörung ist ein Zeitdokument. Es gibt heute viele interessante Möglichkeiten, Altbauelemente mit modernen Baustoffen und avantgardistischen Stilen zu kombinieren. Ein toller Nebeneffekt bei dieser Vorgehensweise: Man erhält beide Zeitgeister . Gleichzeitig sollte restaurierten Baudenkmälern, soweit möglich, eine den zeitgemäßen Bedürfnissen und energetischen Erfordernissen angepasste Nutzung zugeführt werden. Ein Musterhaus hierfür entsteht gerade im Hessenpark mit Unterstützung der Stiftung.

Was könnte zum Beispiel in Wiesbaden ein Denkmal von morgen sein?

Als Denkmal von morgen würde ich das RheinMain CongressCenter bezeichnen. Ebenso das sich noch im Bau befindende „Museum Reinhard Ernst“ , welches auch ganz sicher ein Denkmal sein wird.

Könnten Sie sich vorstellen, eine Ausbildung im Handwerk zu machen?

Ich habe Architektur und Kunst studiert. Im Rahmen meiner Kunst- und Werkerzieher-Ausbildung machte ich eine „Grundausbildung“ im Schreinerhandwerk. Das hat mir wirklich viel Spaß gemacht. Man darf auch keine Angst vor Herausforderungen haben. Bei meinem Cottage habe ich übrigens auch das Dach selbst gedeckt und die Außenwände geschindelt (lacht). Sie sehen, das Handwerk gehört zu meinem Leben einfach dazu.

Wie würden Sie Handwerker dazu motivieren, sich als Restaurator im Handwerk weiterzubilden?

Wer sich zum Restaurator im Handwerk weiterbildet, kann zukünftig ein Stück Vergangenheit erhalten. Genau das war meinem Onkel immer so wichtig: Die Geschichte hinter einem Objekt zu würdigen. Mit Unterstützung der Handwerkskammer Wiesbaden entstand der Kontakt mit der Fortbildungseinrichtung Propstei Johannesberg in Fulda, die auf alle Akteure in der Denkmalpflege und Altbausanierung ausgerichtet ist. Indem wir Stipendien für dort angebotene Weiterbildungen ausschreiben, möchten wir das Interesse für diesen spannenden Themenkomplex wecken. Wir möchten zum Fortbestand von handwerklichen Fähigkeiten beitragen, die leider immer weniger vorhanden sind. Mit der Finanzierung der Weiterbildung sollen nun junge Leute gefördert werden, die sowohl begabt als auch motiviert sind und danach streben, etwas Besonderes im Handwerk zu erreichen – denen es aber an den finanziellen Mitteln dafür fehlt.
  

Lesen Sie jetzt