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Spätberufen zum Meistertitel

Thorsten Meusel räumte alle Steine aus dem Weg und machte mit 43 Jahren seinen Meister. Auf der heutigen Meisterfeier ist er Jungmeisterredner. Fotos: Thorsten Meusel

(fms) Thorsten Meusel aus dem mittelhessischen Laubach ist 43 Jahre alt und Jungmeister im Fliesen-, Platten- und Mosaiklegerhandwerk. Nach dem Hauptschulabschluss begann Thorsten Meusel im Alter von 15 Jahren die Ausbildung. „Eigentlich wollte ich lieber Schreiner werden“, erzählt er. Doch das klappte nicht. Durch Informationen und Vermittlung von Bekannten begann er „ersatzweise“ die Lehre zum Fliesenleger und absolvierte erfolgreich die dreijährige Ausbildung zum Gesellen. Während der folgenden rund zehn Jahre in verschiedenen Handwerksbetrieben stellte Meusel zu seiner eigenen Überraschung fest, dass er die Arbeit als Fliesenleger „eigentlich ziemlich gut“ ausführen konnte und damit wuchsen Freude und Interesse am Job. „Der häufige Wechsel meiner Arbeitsstellen ist für mich im Rückblick wie eine eigene Walz gewesen: Ich konnte sehr viele Erfahrungen sammeln und habe dadurch eine hohe arbeitstechnische Flexibilität erlangt“, beschreibt Meusel diese Zeit. „Das hilft mir heute, schnell gute Lösungen zu erarbeiten.“ Nicht alle Betriebe erfüllten dabei seine persönlichen Vorstellungen hinsichtlich der Betriebsführung und der Arbeitsqualität. „Als Meister muss man ein persönliches Vorbild für seine Mitarbeiter sein und im Betrieb vorangehen, das ist ganz wichtig“, erkannte er. Wie gut das funktionieren kann, erlebte er bei seiner letzten Arbeitsstelle über fünf Jahre hindurch: „Tolles Betriebsklima, der Chef verfügte über viel Know-how und wertschätzte auch die Arbeit seiner Mitarbeiter.“  

Spätberufen zum Meistertitel

Thorsten Meusel ist Jahrgangsbester und Jungmeisterredner bei der HWK-Meisterfeier

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Meusel beim Fließenschnitt.

Alle Hürden aus dem Weg geräumt

Als er Vater wurde, ging Thorsten Meusel in Elternzeit und beschloss anschließend, vor rund sechs Jahren, zusammen mit seiner Partnerin den Weg in die Selbstständigkeit zu gehen – zu dieser Zeit bestand vorübergehend keine Meisterpflicht.

Das kleine Ein-Mann- Unternehmen lief gut an, „doch trotz Kreativität und bester Auftragserfüllung zählt gerade bei namhaften Architekten und Bauherren der Meistertitel. Das Image ist ein völlig anderes.“ Konsequent beschloss er, die Meisterschule in Wiesbaden zu besuchen. „Mein Hauptproblem war der Spagat zwischen Vaterrolle, eigenem Betrieb und Meisterschule, auch wegen der langen Anfahrten. Teil drei und vier der Meisterkurse absolvierte ich in Vollzeit, dadurch fehlten mir rund neun Wochen Arbeitszeit und entsprechendes Einkommen.“ Eingehende Aufträge mussten genau in passende Zeitfenster terminiert werden. Thorsten Meusel bestand 2019 die Meisterprüfung im Fliesen-, Platten- und Mosaiklegerhandwerk im Alter von 43 Jahren mit der Durchschnittsnote 1,5 als Jahrgangsbester – und wurde von der HWK Wiesbaden zum Jungmeisterredner bei der Meisterfeier am 1. Februar 2020 auserkoren.

Thorsten Meusel hat sich unter anderem auf das Verlegen großformatiger Fliesen spezialisiert, was in seinem Umfeld fast ein Alleinstellungsmerkmal ist. Durch seine Kreativität und die Qualität seiner Arbeit gewann er 2018 beim „Best Project Award“ der Firma Mapei, einem Produzenten bauchemischer Produkte. Das bewertete Projekt waren die Fliesenarbeiten mit großformatigen Fliesen in und um eine große Villa mit Pool.

Sozialer Einsatz ist wichtig

Auch im sozialen Bereich engagiert sich Thorsten Meusel: Als Mitglied der Fliesen+Sportwerker Staffel nahm er 2019 zusammen mit zwei Handwerkskollegen erfolgreich am Ironman-Triathlon teil, dessen Zweck Spenden für das Kinder- und Jugendhospiz Regenbogenland in Düsseldorf war.

Im Juni 2017 erhielt Thorsten Meusel aus den Händen von Kultusstaatssekretär Dr. Manuel Lösel in Vertretung des Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier eine „Öffentliche Belobigung des Landes Hessen für die Rettung mehrerer Menschen vor dem Tode“. In der Nacht zum 11. Dezember 2015 bemerkte er einen Brand im Nachbarhaus und half, die Familie mit zwei Kindern aus dem brennenden Haus zu retten. „Ihr beherztes Eingreifen ist ein gutes Beispiel für selbstloses Engagement“, betonte Dr. Lösel.
  

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